Auf heimischem Boden spielt man besser. Das haben viele Unternehmen erkannt und veranstalten daher regelmässig Hausmessen oder Open Days. Eine Reflektion über die Vor- und Nachteile von solchen Veranstaltungen. Und was es braucht, damit sie zum Erfolg werden.
Es ist verlockend: Die eigene Messe im Kleinformat. Und tatsächlich entscheiden sich immer mehr Unternehmen dafür, ihren Marketing-Mix durch regelmässige Hausmessen oder -ausstellungen zu ergänzen. Und trotz des enormen organisatorischen Aufwandes scheinen sich diese Massnahmen neben den Auftritten an öffentlichen Messen zu rechnen.
Heimspiel für die Beziehungspflege
Einige Vorteile klassischer Hausmessen liegen auf der Hand: Dank dem «Heimvorteil» können sich Unternehmen in einem selbst gewählten Umfeld präsentieren. In Abwesenheit von Mitbewerbern sind sie sich zudem der vollen Aufmerksamkeit der Besucher sicher und können ihre ganze Energie in die Beziehungspflege investieren.
Doch nicht nur in der Kundenpflege, sondern auch für die Beziehung zu Lieferanten und Partnern können solche Anlässe gewinnbringend sein. Als Sponsoren oder Mitaussteller kann man ihnen wertvolle Plattformen bieten und so für beide Seiten eine «Win-Win-Situation» schaffen.
Hausmessen als Teil der Markenstrategie
Nicht zuletzt macht die Organisation eines solchen Anlasses einen gewissen Führungsanspruch in der Branche geltend. Unternehmen haben die Chance, gewisse Themen zu besetzen – sei das durch das Rahmenprogramm vor Ort oder durch die geschickte Auswahl von Referenten. Das kann für die eigene Marke sehr wertvoll sein. Unternehmen, die sich mit Ihrem Messe-Angebot in der Branche etablieren konnten, sind sich zudem der Aufmerksamkeit der Fachpresse sicher. Im Idealfall können mit einzelnen Titeln sogar strategische Partnerschaften eingegangen werden.
Erfolgsfaktoren für Hausmessen
Aber was braucht es, dass eine solche Veranstaltung sich langfristig erfolgreich halten kann? Das Geheimnis liegt – wie bei so vielem – in einer guten Mischung. Besucher wollen für sich einen konkreten Nutzen aus einem Besuch der Messe ziehen. Ihnen muss etwas geboten werden, dass sie nirgends sonst bekommen können. Sei das ein exklusiver Blick auf Weltneuheiten, spannende Inputs aus Referaten oder ungefiltertes Expertenwissen direkt von der Quelle.
Lohnt sich die eigene Klein-Messe?
Daraus ergibt sich auch, dass sich solche Veranstaltungen vor allem lohnen, wenn im «öffentlichen» Messemarkt kein vergleichbares Angebot besteht. Vor allem Unternehmen mit einem sehr breiten Produktsortiment – beispielsweise Handelsbetriebe – haben auch entsprechend heterogene Dialoggruppen mit sehr spezifischen Bedürfnissen. Wo also ein Angebot im Markt fehlt, kann es sehr wertvoll sein, eigene Plattformen zu schaffen. Auch für kleine und mittlere Unternehmen ist es interessant, das Konzept «Hausmesse» auf ihre Bedürfnisse zu skalieren und Elemente daraus für ihre nächste Inhouse-Veranstaltung zu übernehmen – zum Beispiel für einen Tag der offenen Türe.
Ein etabliertes Veranstaltungs-Format
Erfolgreiche Beispiele, an denen man sich orientieren kann, gibt es auf dem Schweizer Messemarkt einige. Neben der «Schreiner» Messe, auf der OPO Oeschger bereits zum achten Mal über 130 Aussteller mit interessierten Fachbesuchern zusammenbringt, haben sich auch die KOCH DAYS der KOCH Group etabliert. Beide Unternehmen bieten den Besuchern mit ihren Lieferanten und Partnern eine attraktive Messeumgebung. Der Bio-Grosshändler Bio Partner Schweiz und seine Lieferanten präsentieren ihre Produktneuheiten jeweils an zwei Tagen in Seon. Rund 1500 Fachbesucher informieren sich dort über biologische Lebensmittel, Naturkosmetik und ökologische Haushaltsartikel.
Unterstützung vom Messebau-Profi
Für die benötigte, umfangreiche Organisation und Infrastruktur wenden sich die meisten Unternehmen an einen renommierten Messebauer. Denn egal ob eigene Werkhallen umgenutzt, Zelte auf dem Firmengelände errichtet oder externe Flächen gemietet werden: Für die Inszenierung der richtigen Botschaften, Modulstände für Aussteller, Wegleistungssysteme sowie die nötige Technik für Referate oder Aufzeichnungen wenden sich Veranstalter gerne an Profis.
Von den Besten lernen
Ein Beispiel, wie ein solcher Anlass das besonders hochwertig inszeniert werden kann, sind die Gallus Innovation Days des Schweizer Unternehmens Gallus Ferd. Rüesch. Wenn sich für die Branchen-Besucher die Türen öffnen, ist die Werkshalle auf dem Firmengelände in St. Gallen kaum wiederzuerkennen. Neben Präsentationsflächen für die neusten Etikettendruckmaschinen gibt es ein Forum für Referate und Ausstellungsbereiche für die verschiedenen Services des Unternehmens. Auch Gallus bietet ausgewählten Lieferanten die Möglichkeit, sich auf kleinen Modulständen zu präsentieren. Und kann so einen Teil der Hausmesse refinanzieren. Nicht fehlen dürfen natürlich Bereiche für Hospitality, Besucherregistration und Garderobe. Gallus arbeitet für die Umsetzung der «Innovation Days» mit der Andreas Messerli AG aus Wetzikon zusammen. Das Unternehmen realisiert seit Jahren Haus- und Modulmessen und hat sich in diesem Bereich spezialisiert
Ein Konzept mit Zukunft
Dass alle erwähnten Unternehmen ihre Hausmessen seit Jahren regelmässig durchführen, zeigt, dass sich mit dem richtigen Konzept der grosse planerische und logistische Aufwand durchaus lohnt. Und gerade für kleinere Unternehmen kann das ein Anreiz sein, den traditionellen «Tag der offenen Tür» neu anzudenken. Mit den geeigneten Ideen lassen sich solche Inhouse-Veranstaltungen nämlich auch mit kleinerem Budgetrahmen gewinnbringend aufwerten.
Im Interview mit dem Marketingleiter von Gallus Ferd. Rüesch AG erfährst du, warum Gallus regelmässig eine Hausmesse durchführt. Und mit welchen Kunden sie an einer klassischen Messe einfacher in Kontakt kommen.
Publikation
Dieser Artikel erschien erstmals am 15. November 2018 als Gastbeitrag im Blog der WIR Bank Genossenschaft. Den Original-Artikel findest Du hier.