Zeitloses Design trifft auf modulare Technik

Rea Stark Rajcic (l) und Anton Piëch (r) enthüllen ihren Mark Zero.

 

Ein Name stach dieses Jahr auf der Neuheitenliste des Genfer Automobil-Salons besonders hervor: Piëch Automotive. Autofans verbinden ihn schnell mit dem VW-Konzern. Firmengründer Anton Piëch und Rea Stark Rajcic gehen mit ihrem Mark Zero aber ganz bewusst eigene Wege.

Mit Anton Piëch sprach Mirjam Dietrich

Der Name helfe natürlich, bestätigte Piëch in vielen Interviews am Automobil-Salon, doch ein Name allein reiche lange nicht. Darum tüftelten Piëch und Stark Rajcic bereits seit mehreren Jahren an ihrem Sportwagen und bereiteten seine Lancierung akribisch vor.

Bis im Februar 2019 blieb es um das Unternehmen ruhig. Mit der Ankündigung, ihren ersten Prototypen – den Mark Zero – am Genfer Automobil-Salon vorzustellen, erregten die beiden jedoch auf einen Schlag sehr viel Aufmerksamkeit in der Autobranche.

Konzipiert für die Zukunft

Fachjournalisten merkten schnell, dass hinter der Geschichte mehr steckte, als ein bekannter Name. Die Marke will für zeitloses Design und modernste Technik stehen – und zwar kompromisslos. Darum ist die Fahrzeugarchitektur des Piëch so ausgelegt, dass sowohl Hard- als auch Software jederzeit ausgetauscht werden können. Den Mark Zero kann es theoretisch als Elektrosportwagen, mit klassischem Verbrenner oder mit nochmals anderen Antriebsformen geben. Was gleich bleiben soll, ist der Fahrspass und die Freude am schönen, zeitlosen Sportwagen-Design.

«Wir haben einen Sportwagen entworfen, den wir uns auch selbst kaufen würden. Und wir haben lange mit vielen Enthusiasten darüber gesprochen, was im Markt fehlt. Wir wollen einen modernen Klassiker anbieten, der keinen Konsumzyklen unterworfen ist», erklärt Piëch in einer Mitteilung.

Klaus Schmidt, Head of Engineering bei Piëch, konkretisiert: «Wir werden sehr schnell auf Veränderungen des Marktes, auf Wünsche unserer Kunden sowie auf Änderungen in der Gesetzgebung reagieren können, ohne das komplette Auto permanent neu entwickeln zu müssen. Und wir können, basierend auf dieser Struktur, theoretisch bis zu sechzig Varianten bauen. Das ist, so glaube ich, einmalig in der Automobilindustrie.»

Trotzdem konzentriert man sich bei Piëch vorerst auf den elektrischen Antrieb. Die Batterien des Mark Zero stammen von renommierten Partnern in China und erlauben sehr schnelle Ladezeiten: In 4 Minuten und 40 Sekunden sollen sie bereits zu 80 Prozent geladen sein. Da sich die Zellen beim Laden kaum erhitzen, reicht eine Luftkühlung des Antriebs. Das trägt dazu bei, das Gesamtgewicht bei durchschnittlich 1800 sportlichen Kilos zu halten.

Automobil-Salon als perfekte Startrampe

Bereits in drei Jahren soll der Mark Zero marktreif sein. Um dieses Ziel zu erreichen, besteht jedoch noch ein Finanzierungsbedarf von rund 500 Millionen Franken. Um Investoren zu treffen und Aufmerksamkeit für ihr Projekt zu generieren, entschieden sich Piëch und Stark Rajcic für einen Launch ihrer Marke am internationalen Automobil-Salon in Genf. Die Messe geniesst weiterhin grosse Strahlkraft in der Autobranche und ist in diesem Jahr mit weiteren Ausstellern gewachsen. Neben den 602 000 Besuchern war für Piëch besonders das internationale Medienecho interessant. An den beiden Pressetagen besuchten 10 000 Medienvertreter aus 86 Ländern den Automobil-Salon, um über die Neuheiten der bekannten und noch unbekannten Marken zu berichten.

Als Swiss-made-Fahrzeug erhielt der Mark Zero viel Aufmerksamkeit. Er ist nicht nur auf der Titelseite des Messemagazins, sondern besonders im deutschsprachigen Raum Thema zahlreicher Berichterstattungen.

Offene Türen in Zürich

Nach dem Presserummel rund um den Automobil-Salon ergibt sich für Piëch die Möglichkeit, in Zürich einen Concept Space zu eröffnen. Im Lokal an der Uraniastrasse kann sich jeder den Mark Zero anschauen, sich mit der Technologie auseinandersetzen und die stilvolle Atmosphäre geniessen. Mit der Politik der offenen Türe wollen sie ihr Projekt mit einem möglichst breiten Publikum teilen und so besser spüren, wie es im Markt ankommt. Zudem bietet der Concept Space mit den zusätzlichen Meetingräumen den idealen Ort für Treffen mit Investoren im entspannten Rahmen. Ursprünglich war geplant, den Showroom nur für zwei bis vier Monate geöffnet zu halten. Nun zeichnet sich ab, dass er bis im Herbst geöffnet bleibt.

Auch sonst darf man gespannt sein, wie sich das Unternehmen weiterentwickelt. Bei Piëch zieht man nach dem Markenlaunch im Februar eine positive Bilanz. Mindestens drei Jahre müssen sich Fans jedoch noch gedulden, bis der erste Schweizer Elektrosportwagen erhältlich sein wird.

Fünf Fragen an
Anton Piëch

Herr Piëch, warum haben Sie den Automobil-Salon als Plattform für den Launch des Mark Zero gewählt? Sie hätten ja auch einen eigenen Launch-Event organisieren können?

Anton Piëch: Wir wollten an einem Event teilnehmen, der es uns – mit einem gelungenen Auftritt – erlaubt, Teil der Autowelt zu werden. Und das geht natürlich nicht, wenn wir selbst etwas machen. Für Genf im Speziellen haben wir uns entschieden, weil der Automobil-Salon unter den ganzen Automobilmessen noch als einziger sehr persönlich, design- und technologielastig ist. Und das passt besonders gut zu unserer Marke.

Wie ist Ihr Fazit rund ein halbes Jahr später? Hat sich der Auftritt gelohnt?

AP: Ja, er war wahnsinnig nützlich, um uns ein Grundrauschen in der Kommunikation zu geben und um ein Verständnis dafür zu schaffen, wer wir sind und was wir vorhaben. Wir haben auf einen Schlag sehr gute Presse erhalten. Der Auftritt war der Auftakt unserer Kommunikationsstrategie und das hat sehr gut funktioniert.

Anton Piëch, Mitgründer von Piëch Automotive

«Wir haben einen Nerv getroffen.»

Welche Faktoren waren entscheidend für den Erfolg des Launchs?

AP: Entscheidend war sicher, dass wir den richtigen Zeitpunkt und Zeitgeist erwischt haben. Mit unseren Ideen und der Positionierung unserer Firma haben wir offensichtlich einen Nerv getroffen. Für die Ausführung waren die richtigen Partner entscheidend. Ihr Zusammenspiel muss gut funktionieren und sie brauchen ein Grundverständnis für die Marke. Bei uns harmonierte das und wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis!

Was waren im Vorbereitungsprozess die grössten Herausforderungen?

AP: Die grösste Herausforderung war, die Kontrolle über das Storytelling zu behalten. Unser Vorhaben in relativ einfachen, klaren Zügen zu erklären, war nicht einfach. Zudem wollten wir im Vorfeld nicht zu viel preisgeben.

Sind weitere Live-Kommunikationsmassnahmen wie der Concept Space in Zürich geplant?

AP: Bei einem Produkt, das so viel Vorlaufzeit hat, wie einem Auto darf die Kommunikation nicht einschlafen. Es sind also weitere Massnahmen geplant. Wir wollen aber natürlich noch nicht zu viel verraten!