Unser Expo-Besuch: ein Pulsfühlen der Branche

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Die Weltausstellung in Dubai stand unter einem ganz besonderen Gestirn: Sie war Auftakt und Hoffnungsträgerin für den Restart einer ganzen Branche. Die «Mutter aller Veranstaltungen» ist ausserdem jeweils ein Innovations-Gradmesser der LiveCom-Industrie. Für uns waren das genug Gründe, um an die Expo zu reisen und den Puls der Zeit zu spüren. Ein inspirierender Besuch, der zuversichtlich stimmte.

von Juri Camagni

Gleich vorweg: Wir bei Messerli sind berufsbedingt begeisterte Ausstellungsbesucher:innen und lassen keine Gelegenheit aus, uns inspirieren und beflügeln zu lassen. So sind wir immer wieder aufs Neue fasziniert, was unsere Expo-Kolleg:innen aus aller Welt jeweils an Kreativität und Ideenreichtum an den Tag legen. Die Expo 2020 in Dubai war in dieser Hinsicht, und auch was die qualitative Umsetzung angeht, sicherlich einmalig.

Als erste Weltausstellung in einem arabischen Land vermochte sie die Erwartungen vieler Besucher:innen zu erfüllen oder gar zu übertreffen. Mit dem Motto «Connecting Minds, Creating the Future» präsentierte sich der Wüstenstaat zusammen mit 192 Ländern einer Rekordbesucherzahl von 20 Millionen. Es herrschte eine sehr ausgelassene, weltoffene und optimistische Stimmung unter dem internationalen Publikum. Die Erleichterung, dass Grossevents wieder stattfinden können, war den strahlenden Gesichtern anzusehen – auch wenn sie nach wie vor hinter einer Maske verborgen waren.

Nachhaltigkeit, Mobilität und Chancen als Leitmotiv

Die Weltausstellung konnte über das Kongresszentrum mit Metroanbindung oder über die drei Themenportale an den Extremitäten des 220 000 Quadratmeter grossen Geländes betreten werden. Die drei architektonisch faszinierenden Themenpavillons begrüssten dabei die interessierten Gäste und luden zum Entdecken der interaktiven und immersiven Inhalte ein. Eindrücklich, erlebnisreich und unter Einbezug moderner Technologie gelang es, die Themen Nachhaltigkeit, Mobilität und Chancen zu vermitteln.

Die zentral gelegene Plaza mit dem Al Wasl Dome bildete das Herz des Geschehens und war Treffpunkt und Bühne für zahlreiche Performances internationaler Künstler:innen. Die Projektionen in der Kuppel sorgten vor allem beim Einnachten für eine besondere Atmosphäre, was Gross und Klein sichtlich faszinierte. Die zahlreichen Infrastrukturen und Dienstleistungen für die Besucher:innen wie auch die übersichtliche Wegführung mit Beschattung sorgten für einen angenehmen Aufenthalt bei sommerlichen Temperaturen. Wir haben uns gerne auf dem Gelände bewegt und konnten relativ einfach zahlreiche Pavillons besuchen und viel entdecken.

Storytelling und Haptik versus mediale Technologie

Wir waren überrascht, dass an der diesjährigen Expo keine bahnbrechenden, neuen Technologien zu erleben waren. Dies war wohl auch dem Stillstand während der Pandemie geschuldet. Es gab aber viele spannende Interaktionen, die Inhalte medial und vor allem mit einer haptischen Komponente verbanden. Diese Kombination überzeugte am meisten und sorgte bei den Besucher:innen für bleibende Eindrücke und Erlebnisse. Ein weiterer Beweis, dass Inhalt, Inszenierung und die eigentliche Geschichte über die Technologie gestellt werden müssen. Manche 360-Grad-Grossprojektionen vermochten inhaltlich nicht zu überzeugen, was einer verpassten Chance vor grossem Publikum gleichkam.

Weltausstellungen: quo vadis?

Dubai als Hauptstadt der Superlative übertrug ihren Geist auch auf die Weltausstellung. Wie zu erwarten, war alles perfekt organisiert und die Emiratis erwiesen sich als sehr freundliche Gastgeber:innen. Es war ein Spektakel der Sinne, das viele Besucher:innen zu begeistern vermochte und sie nachhaltig prägte. Vor allem für die zahlreichen Schulklassen und die vielen Kinder in Begleitung ihrer Eltern dürfte der Expo-Besuch ein bleibendes Erlebnis gewesen sein. Die friedliche Stimmung auf dem Expo-Gelände kontrastierte leider mit der kurz zuvor begonnenen russischen Invasion der Ukraine. Es war dennoch hoffnungsvoll, zu sehen, dass sich so viele Nationen und Menschen friedlich begegnen und sich über nachhaltige Themen, Zukunftsvisionen und Gleichberechtigung austauschen konnten. Es bleibt zu hoffen, dass das riesige Expo-Gelände wie geplant bestehen bleibt und bei den weiteren Urbanisierungsplänen dieser Grossstadt wirklich berücksichtigt wird – damit es nachhaltig weitergenutzt werden kann.

Unter dieser Prämisse können wir ein positives Fazit ziehen und uns über die vielen Begegnungen und Eindrücke freuen. Uns als Ausstellungsmacher hat das Gesamterlebnis inspiriert und überzeugt.